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Prints statt Portfolio

Meine eigene Fotografie ist in den vergangen Jahren sehr selektiv geworden. Die wenigsten meiner Aufnahmen schaffen es die erste Hürde, die der Selektion zu nehmen. Beim Trennen der Guten von Schlechten, bleibt in der Regel oft kaum eine Handvoll übrig. Für manchen Fotografen mag das eigenartig sein, wenn nach dem Fotografieren nur sehr, sehr wenige aber auch manchmal gar keine Aufnahmen den ersten Blick darauf, die Auswahl überstehen.



Beim Fotografieren sehr viel zu Schauen und dabei nicht nach dem Schrottflinten-Prinzip beinahe wahllos den Auslöser zu betätigen hat sich über lange Jahre als gutes Konzept für mich erwiesen. Die Aufnahmen, die es nach der Selektion in die Bearbeitung schaffen, haben gute Chancen auch als FineArt / Pigment Print aus der digitalen Virtualität in die Wirklichkeit zu kommen.

Selbstverständlich trennt sich dann hier als Print dann oft nochmals die Spreu vom Weizen. Nur ein kleiner Teil der Ausarbeitungen, übersteht dann die Begutachtung als Print. Manches was als digitale Repräsentation funktioniert - also bei der Betrachtung am Bildschirm - ist als Print unbrauchbar und umgekehrt auch. Obwohl Bilder, die bereits am kalibrierten Bildschirm überzeugen, es dann oft auch als FineArt Print doch meist weiterhin tun.

Trotzdem wird nicht aus jedem ausgearbeiteten Bild immer auch ein Print. Obwohl, unter anderem Vorzeichen betrachtet sich dass dann auch nach Jahren wieder ändern kann.

Es gibt also Arbeiten, die, wenn sie die Überprüfung als Print bestanden haben, ihr Leben als Print weiterführen dürfen. Andere wiederum, landen bis deren Zeit eventuell gekommen ist, wieder in der digitalen Welt. Der Rest wird dem Rundordner - dem digitalen Papierkorb übergeben.

Hat man als Ziel den Print, das Papier-Bild so möchte man eigentlich nur diejenigen der eigen Arbeiten auf Papier sehen, von denen man persönlich wirklich überzeugt ist. Fotografieren, Bearbeitung und Drucken wirkt dabei wie ein Regelkreis, der oft dazu führt die eigene Fotografie in vielen Dingen langfristig zu verbessern.

Seit langem beschäftigt mich schon der Twist zwischen dem Bereich „Portfolio“ und „Prints“ auf meiner eigenen Webseite.

Was möchte man präsentieren? Viel von Allem? Arbeiten die man gut findet, aber auch welche, die man eigentlich immer als schwächer, weniger gut empfunden hat?

Oder sollte man bei der Präsentation der eigenen Fotografie, die ja auch immer gleichzeitig eine Entblössung der eigenen Fähigkeiten ist, nur Dinge zeigen von denen man persönlich wirklich überzeugt ist?

Ich denke, dass wurde bis dato von mir selbst und auch im allgemeinen von vielen viel zu wenig beherzigt.

Wie beim oftmalig angewandten Schrottflinten-Prinzip in der Fotografie von vielen Menschen, bin ich mittlerweile auch bei der digitalen Präsentation zu der Auffassung gekommen, dass viel im Sinne einer großen Menge nicht wirklich weiterhilft. Ein Blick in diverse soziale Medien zeigt, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeit, bei vielen mittlerweile die Rundenzeiten eines Goldfisches in seinem sphärischen Aquarium unterschritten hat.

Daher möchte ich den Schritt machen, mich vom Bereich „Portfolio“ auf meiner Webseite zu befreien. Schluss zu machen, mit der Versuchung immer viel zu viel zeigen zu wollen.

In allererster Linie entstehen meine Fotografien aus eigenen Antrieb. In vielen Fälle aus Gründen, die eher ästhetischer Natur sind, in einigen Fällen aus projektbezogenen Überlegungen. Sind dann einzelne Arbeiten daraus in meinen Augen besonders, dann gibt es einen Print davon. Oft habe ich in Gesprächen schon darauf hingewiesen, dass meiner Meinung nach eine Fotografie immer erst in Form eines Papierbildes als solche gilt.

Nicht aus allem, was ich fotografiere wird ein Papierbild. Da hätte ich jede Menge zu tun und in den meisten Fällen wäre das auch gar nicht sinnvoll.

Meine Prints kann man, wie man sich denken kann, auch erwerben. Naturgemäss liegt daher der Anspruch an die Qualität des fertigen Prints doch recht hoch.

Persönlich verfolge ich langfristige, teilweise jahrelange fotografische Projekte. Projekte, die im Gesamten manchmal Menschen interessieren, oft auch nur im Detail, in Form von einzelnen Arbeiten daraus. Meine eigene Fotografie betrachte ich persönlich ebensowenig als Kunst, wie ich mich selbst als Künstler betrachten würde.

Im Profil meines Instagram Accounts steht „It's not Art, it's just Photography“ und das meine ich aus tiefsten Herzen. Viele die zur Kamera greifen, streben bald nach höheren Weihen und Ehrungen. In den meisten Fällen, bis auf wenige Ausnahmen sind die eigenen Arbeiten, wenn man sie schon als Kunst bezeichnen möchte, meiner Meinung nach doch eher „dekorative Kunst“.

Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, denn im Gegensatz zum abgehobenen Kunstbetrachtungen hat „dekorative Kunst“ mit Sicherheit unter normal sterblichen Menschen eher die Chance einen Beitrag zum eigenen Lebensunterhalt, bzw. zum Bezahlen der Rechnungen beizutragen.

Bis dato sah man also im „Portfolio“ diverse Bilderwelten von mir. Chronologisch konnte man dort sich durch die Jahre und meine Aufnahmen klicken. Nur sehr wenige davon wären mir aus heutiger Sicht einen Print wert.

Auch auf die Gefahr hinauf mich zu wiederholen, am Ende meiner Fotografie steht immer der Print Ich stellte mir daher seit geraumer Zeit die Frage, wieso ich dann überhaupt Arbeiten zeige, die meinen wichtigsten Qualitätsanspruch - gedruckt zu werden - eben nicht erfüllen.

Etwas das ich schon länger im Rahmen der Webseite machen wollte, war auch eine andere Art der Ordnung bei meinen Prints anzugehen. Meine bisherige projektbezogene Ordnung hat vornehmlich den Sinn gehabt, anderen Menschen zu zeigen wie lange ich schon an manchen Dingen „dran“ bin.

Doch mittlerweile ist mir eben dies auch nicht mehr so wichtig. Dafür gibt es übersichtlichere Mittel und Wege im Rahmen einer Webseite.

Bei Streifzügen durch das Internet merke ich oft beim Besuch von Webseiten anderer Fotograf:Innen, dass eine Sortierung nach Rubriken doch angenehmer ist. Gerade wenn man auf der Suche nach einer schönen Fotografie als Print ist.

Auf keinen Fall würde ich die verschiedenen Motivwelten eines Fotografen durchklicken, wenn ich auf der Suche nach einem schönen Baummotiv wäre. Der Bereich „Portfolio“ wird daher demnächst , samt seinem Inhalt von meiner Webseite verschwinden. Meine bisher online gezeigten und angebotenen Prints bleiben im Bereich „Prints“ einsortiert in Rubriken erhalten.

Neue Fotografien, sowie auch ältere Arbeiten die es schaffen gedruckt zu werden, sind dann in der Rubrik „Neue Prints“ zu sehen.

Der Schritt, die Entscheidung auf Instagram keine endlosen Bilder-Tsunamis mehr zu zeigen, setzt sich somit auch auf meiner Webseite fort.








1 Kommentar zum Thema "Prints statt Portfolio"

Lieber Herbert,

Soeben habe ich deinen Blog gelesen - mehr als interessant! Es sind viele Gedanken und Ideen enthalten, die mich auch immer wieder beim Drucken von FineArt-Bilder geschäftigen - ist dieses Bild gut genug, um gedruckt zu werden?

Vor jedem Ausdruck wird ein Printbild von mir noch als ganz anderes betrachtet und kritisch hinterfragt, als wenn das Bild im Internet „landet“! Herzlichen Dank dafür, das Du uns mitgenommen hast an Deinem Gedanken- und Entscheidungsweg!

Sommerlich Grüße vom Rande der Schwäbischen Alb

Dirk Breitinger, 9.3.2023



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