Sommerregen
Ein Schnappschuss der vor fast zwanzig Jahren entstanden ist.
Damals bin ich selbst gerne im Sommer, bei warmen Temperaturen wenn es wirklich ordentlich regnete hinaus in den Regen gegangen um eine Weile, ohne Regenschutz im Regen zu stehen. Warum genau ich das damals gerne tat, kann ich heute gar nicht mehr nachvollziehen. Es hat sich einfach gut angefühlt inmitten eines warmen Sommerregenguss zu stehen. Da ich also selbst gerne im Regen stand, achtete ich so nebenbei immer auf Anzeichen von bevorstehendem Regen.
Vor gut zwanzig Jahren konnte man mich in zweifacher Hinsicht als Nerd bezeichnen. Seit meiner Jugend beschäftigte ich mich wirklich viel mit Computern. Gute fünf Jahre vor dieser Aufnahme hatte ich begonnen mich mit etwas etwas völlig Neuem zu beschäftigen, mit der digitalen Fotografie. Meine Interessen an der EDV und an der digitalen Fotografie liessen sich damals also nicht nur im Beruf bestens verbinden, sondern natürlich auch während meiner Freizeit.
Ging doch ohne Computer im Bereich der digitalen Fotografie gar nichts.
Gerade die technische Seite der EDV und der digitalen Fotografie waren für mich damals besonders interessant. Aus heutiger Sicht eine für mich unverzichtbare Phase. Jedoch auch eine Phase, der man irgendwann gerade in der Fotografie unbedingt wesentlich weniger an Bedeutung schenken darf und auch entkommen sollte.
Doch zurück zu meiner Aufnahme von damals.
Regen hatte sich angekündigt. Manche kennen das vielleicht aus eigener Erfahrung. Hin und wieder hat man das Gefühl eine bevorstehenden Regen „riechen“ zu können. Mit meiner Kamera wartete ich dann im überdachten Eingang des Geschäftes, in dem ich damals arbeite nun auf einen Regenguss. Es war nicht nur Sommer, sondern auch Ferienzeit in Wien. Auf den Strassen war im Moment nicht sehr viel los.
Doch innerhalb von Sekunden schüttete es wie man so schön sagt wie aus Kübeln. Während ich damals gern ganz still im strömenden Regen stand, so entwickelte auf der Strasse plötzlich mehr Dynamik unter den Passanten als noch einige Minuten davor.
Alle, die nicht so gerne im Regen nass wurden, fingen von einem Moment auf den anderen sich ziemlich schnell in Bewegung zu setzen und zu laufen.
Mancher ergab sich dem Regenguss. Andere gingen sich schützend etwas über den Kopf haltend durch den Regen. Die jüngeren unter den Passenden hatten es besonders eilig dem Regen zu entkommen. Ein Grüppchen bestehend aus drei jüngeren Menschen, lief dabei über den Zebrastreifen vor dem Eingang unter dem ich mich gerade aufhielt an mir vorbei.
Keine Ahnung viele Aufnahmen ich damals machte. Den langen Zeitraum von beinahe zwanzig Jahren haben aber nur vier Aufnahmen überstanden. Paradoxerweise muss ich gestehen, dass aber die digitalen Dateien dieser Aufnahmen irgendwo auf dem Weg von damals ins heute verschwunden sind. Es gibt einfach keine digitalen Negative dieser Aufnahmen mehr.
Vor einiger Zeit, beim Zusammenräumen sind mir dann ganz schlichte Prints, auf einfachen Büropapier gedruckt in die Hände gefallen. Diese alten Prints wollte ich nun wieder zum Leben erwecken und dazu musste ich sie in den Computer bringen. Also fotografierte ich meinen alten Prints einfach mal ab. Zu meiner Überraschung schadete das den Bildern nicht im geringsten und nach einiger Zeit in der digitalen Dunkelkammer wurden die Aufnahmen von damals für mich wieder lebendig.
Zurückblickend auf all die alten Aufnahmen von mir, die ich in den letzten Jahren wieder hervorgeholt hatte, gehören diese Bilder jedenfalls zu meinen persönlichen Lieblingen.
Ort, Wetter, ich und die Protagonisten dieser Aufnahmen kamen alle zu richtigen Zeitpunkt zusammen. Bei genauerer Betrachtung richtete ich damals viel öfter meine Kamera auf Dinge und Szenerien auch abseits der Natur- und Landschaftsfotografie. Keine Frage die Fixierung auf die Naturfotografie hatte mir in den Jahren danach wunderbare Erlebnisse und Bilder zugetragen. Doch Rückblickend hatte ich dadurch auch einen fotografischen Tunnelblick und sah mich selbst nur im Genre der Natur- und Landschaftsfotografie.
Der persönliche Rückblick aufgrund dieser Aufnahmen zeigt mir auch, dass ich damals wesentlich offener für andere Motivwelten war als in den Jahren danach. In einem Gespräch über ZEN würde ich meine, dass ich damals im Bezug auf meine Fotografie noch mit einer ordentlichen Portion „Anfängergeist“ unterwegs war.
Die letzten sieben Jahre, haben mir nun aber doch auch andere Motivwelten eröffnet. Großen Einfluss hatte dabei natürlich die ausschliessliche Beschäftigung mit der SW-Fotografie für mich. Betrachte ich heute meine fotografischen Projekte, dann lässt sich keines davon mehr ausschliesslich der Landschaft- bzw. Naturfotografie einordnen. Für mich persönlich stellt das eine Verbesserung mit vielen neuen möglichen Motivwelten dar. Betrachte ich die Aufnahmen, die damals während dieses Sommerregens entstanden sind, so komme ich für mich zu folgendem Schluss.
Viel zu leicht wenden wir uns nur mehr einer bestimmten Richtung von Fotografie zu. Ordnen uns selbst einem bestimmten Genre zu und übersehen dabei nur allzuoft was uns eigentlich wirklich persönlich interessiert mit all seinen fotografischen Möglichkeiten. Es spricht nichts dagegen, trotz dem angehäuften Wissen und der Erfahrung sich immer und überall eine gehörige Portion „Anfängergeist“ mit einzupacken.
Gerade in der Fotografie bietet sich oft unvorhergesehenes und überraschendes ohne jede Vorwarnung an.