Plakat, Datierung um 1900 | Quelle: Albertina, Wien
Achtung, aufgepasst!
In den folgenden Zeilen geht es nicht – um das Hütteldorfer Bad. Es geht um das Hütteldorf Bad. Klingt fast gleich? Ja, genau darin liegt das kleine Verwirrspiel – verständlich, denn obwohl die Namen beinahe identisch sind, befanden sich diese beiden Bäder an völlig unterschiedlichen Orten im 14. Wiener Gemeindebezirk, in Penzing.
Doch warum die Vergangenheitsform? Ganz einfach: Das Hütteldorf Bad gibt es seit 1979 nicht mehr – es wurde geschlossen und später abgetragen. Das Hütteldorfer Bad hingegen wurde erst 1998 eröffnet und ist bis heute in Betrieb. Noch immer verwirrt? Keine Sorge – es wird gleich klarer.
Das Hütteldorf Bad, um das es mir hier geht, wurde erstmals um das Jahr 1868 erwähnt. Damals war Hütteldorf noch keine Wiener Adresse, sondern eine eigenständige Gemeinde. Erst 1891 wurde sie nach Wien eingemeindet und das Bad damit Teil der städtischen Bäderlandschaft. Ab 1920 übernahm die Stadt Wien schließlich vollständig die Verwaltung.
In den späten 1960er-Jahren plante die Stadt eine Erweiterung des Bades – doch das Grundstück war zu klein, um den damaligen Anforderungen gerecht zu werden. Und so kam es, dass das Bad 1979 endgültig seine Tore schloss.
Dabei war es keineswegs ein winziges Freibad: Zwei Becken mit je 25 x 11,5 Metern und Platz für bis zu 2.400 Badegäste – das war durchaus beachtlich. Dennoch: Das Ende war besiegelt.
Was aber hat dieses Bad mit meinen Erinnerungen an den Wienfluss zu tun?
Nun, das Gelände, auf dem einst das Hütteldorf Bad stand, ist heute der Ferdinand-Wolf-Park. Und durch diesen Park führte mein Weg, wenn ich als Kind an warmen Sommertagen mit der Straßenbahnlinie 49 dem Wienfluss entgegenfuhr. Viele Male bin ich von Neubau aus – mein damaliger Wohnbezirk bis 1987 – mit dem 49er bis hinaus nach Hütteldorf gefahren.
Seltsam nur - Ich kann mich beim besten Willen kaum an das Bad erinnern. Dabei müsste es – obwohl erst 1979 geschlossen – noch einige Jahre gestanden haben. Und da der Wienfluss in meiner Kindheit eine magische Konstante war, bin ich sicher oft an dem einstigen Bad vorbeigekommen. Kein Bild, kein Geruch, kein Detail hat sich erhalten. Und das erstaunt mich, denn meine Erinnerungen sind ansonsten rund um den Wienfluss sehr lebendig.
Aber ein kleines Stück Geschichte hat allen Veränderungen getrotzt. Ein Gebäuderest befindet sich noch immer genau dort, wo es früher zu Zeiten des Bades bereits stand.
Wer heute in der Bodenvertiefung, in der sich wahrscheinlich eines oder beide Schwimmbecken dieses Bades befanden, steht und den Blick in die richtige Richtung lenkt, sieht vor allem Bäume – gewachsen über Jahrzehnte, als wollte die Natur selbst das Vergangene sanft zudecken. Mit ein wenig Phantasie lässt sich das Bild zurückholen. Man kann sich vorstellen, wie hier die Badegäste lagen, lachten, sich sonnten, und dabei genau jenen Blick auf jenes Gebäude warfen, das damals wie heute an derselben Stelle steht. Ein stiller Zeuge der Zeit, der geblieben ist, während ringsum alles verschwunden ist.
Das Gebäude heute - fast wie früher | © Herbert Koeppel März 2025
Vielleicht ist das Hütteldorf Bad eines jener stillen Kapitel der Stadt, das sich mit der Zeit lautlos verabschiedet hat – aus dem Stadtbild, aber eben auch aus meiner Erinnerung.
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Kommentar zum Thema „Das Hütteldorf Bad"