#15 - Gratis Print des Monats / Blog
Zu vielen meiner fotografischen Themen kehre ich immer wieder zurück. Manche Motive sind wie gute Freunde: Man sieht sie mal öfter, mal seltener, aber irgendwie begegnet man ihnen immer wieder. Und dann gibt es da den einen, diesen einen Ort, der sich hartnäckig weigert, nur ein "Thema" zu sein – weil er viel mehr ist: Erinnerung und irgendwie auch Heimat. Für mich ist das der Wienfluss.
Ich bin seit über elf Jahren ein bekennender Schwarzweiß-Bildermacher – mit Konsequenz.
Trotzdem, und das gestehe ich ganz offen: Bei der Durchsicht meines umfangreichen Bilder-Archivs zum Wienfluss stolpere ich regelmäßig über ein Farbbild vom Juni 2004. Und jedes Mal denke ich mir: Na gut, das bleibt. Warum? Weil es eben nicht nur ein Bild ist – es ist ein Stück ganz persönlicher Zeitgeschichte.
Vor 26 Jahren begann der Wienfluss sich zu verändern. Nicht von selbst, sondern aufgrund von baulichen Maßnahmen: Renaturierung, Hochwasserschutz, Begrünung. Alles sinnvoll, alles wichtig. Aber gleichzeitig begann damit auch das langsame Verschwinden der Landschaft, wie ich sie aus meiner Kindheit kannte. Der wilde, ungezähmte Fluss meiner Erinnerungen bekam plötzlich ein Korsett aus Beton und Vorschriften.
Und so zieht es mich immer wieder zurück. Nicht weil ich nostalgisch bin – na gut, ein bisschen vielleicht –, sondern weil der Wienfluss für mich wie eine persönliche Rückspul-Taste ist. Jeder Besuch ist eine kleine Zeitreise: Ich gehe am Ufer entlang, sehe Plätze, die sich verändert haben, manche verschwunden, andere neu entstanden. Und dann drücke ich auf den Auslöser – nicht um Kunst zu schaffen, sondern um festzuhalten, was einmal war, was noch ist, und was vielleicht bald nicht mehr sein wird.
Es ist keine große Geschichte. Kein weltbewegendes Drama. Es ist einfach nur mein Wienfluss. Und irgendwie ist das genug.
„Hast du eine Meinung, persönliche Erfahrungen oder einfach einen spannenden Gedanken zum obigen Thema? Dann freue ich mich sehr über eine Nachricht von dir – ich bin gespannt auf deine Sichtweise!“
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