KlimaTicket - Holistisch / Blog
Es ist schon ein wenig paradox – das "KlimaTicktet" hat sich mittlerweile so gründlich in meinen Alltag eingebaut, dass sich dabei versehentlich das Konzept meine Projekt „Klima.icket Touren“ von selbst abgeschafft hat. Es wurde vom "KlimaTicket Ö Classic" elegant aufs Abstellgleis geschubst. Seit geraumer Zeit stehen meine eigens geplanten Touren nämlich – nun ja – still.
Nicht immer ist eine Gerade die direkteste Verbindung!
Ursprünglich sollte das KlimaTicket nur der ökologische Sidekick in meiner bisherigen fossil betriebenen „Alltagsmobilität“ sein – ein freundlicher, grüner Zusatz, der hie und da mal einspringt. Was ich nicht ahnte: Der Sidekick wollte gar kein Sidekick sein. Er wollte die Hauptrolle. Und er hat sie bekommen.
Mein altes Auto ist mittlerweile schon lange irgendwo in Osteuropa als Ersatzteilspender im Ruhestand oder es lebt in Teilen in anderen Skodas weiter.
Heute erledige ich etwa 80 % meiner Wege mit dem KlimaTicket – durchs Land, kreuz und quer mit Bus, Bahn und Bim. Praktisch jede Fahrt ist inzwischen eine KlimaTicket Tour.
Holistische Reisen
Douglas Adams sollte man gelesen haben, wenn nicht - dann sollte man sich den Gefallen tun. Nebem den Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis, begegnet man in einer anderer Reihe Dirk Gently - Privatdetektiv und Besitzer der einzigen Detektei der Welt, die nicht nach Hinweisen sucht, sondern dem Universum folgt. Für Dirk ist alles miteinander verbunden – auch wenn man es erst viele Seiten später in der Geschichte merkt.
Wenn Gently unterwegs ist, dann meist nach einem holitischem Prinzip. Am Weg von A nach B folgt er ganz einfach irgendjemand eine zeitlang und dann wieder jemanden anderen - so kommt er auch an sein Ziel, wenn auch auf Umwegen und mit unerwarten Begegnungen und Erkenntnissen unterwegs.
Gentlys holistischer Zugang um unterwegs zu sein, mit Blick auf meine KlimaTicket Touren bringt einen dafür völlig neuen Ansatz mit sich und klingt für mich, einerseits schon etwas verrückt aber auch irgendwie cool. Nicht mit den Öffis zu fahren, weil man irgendwie hin muss, sondern man steigt ein, weil der Zufall gerade am arbeiten ist. So eine Fahrt kann einem an einen Ort bringen, den man nicht gesucht hat, aber im fotografsichen Sinne gebräucht hätte - ganz einfach als Foto-Motiv.
Was mir am holistischen Reisen mit dem KlimaTicket so gefällt ist die Planlosigkeit mit Methode - Fahrpläne sind nicht wichtig, sondern nur die Logik des Zufalls - ein interessantes vertrauen darauf, dass sich der Sinn - warum man dort ist, wo man gelandet ist, erst nach mehrmaligem Umsteigen zeigt.
Aller Anfang für etwas ist oft mal ein Name, eine Bezeichnung - und somit werden aus den KlimaTicket Touren - nun die „Holistic KlimaTicket Tours“ - Reisen und Fahrten mit dem KlimaTicket nach dem Gently-Prinzip. Ziele für Bahn, Bus oder Bim auswählen, obwohl man gar kein bestimmtes Ziel haben möchte - der Zufall entscheidet einfach.
Einfach einsteigen und z.B. dort aussteigen, wo jemand zufällig Ausgewählter auch aussteig - einfach neugierig sein, wohin es einem führt. Das könnte man dann einige Mal wiederholen, solange bis man das Gefühl hat - hier gibt es etwas, das könnte interessant werden, dort wo vielelicht das Licht eine Fotografie verspricht.
Oder man würfelt am besten gleich alles. Den Bahnsteig, die Station von der man abfährt, die Anzahl der Stationen, bis man wieder aussteigt, wie oft man das Ganze wiederholt! Ein paar Runden holitische Auswahl des Weges und vieleicht findet man einen Ort, von dem man nie wusste, dass man dort hinwollte.
Was man dabei entdeckt, das ist dem Zufall überlassen - aber man hat ja anstatt eines Handtuchs eine Kamera mit dabei, denn man weiß ja nie…
Holistisches Reisen und Fahren verspricht jede Menge Spass und interessanter Erlebnisse um diese nicht nur in Form von Bildern umzusetzen habe ich mir folgendes ausgedacht…
Demnächst gibt es die ersten Texte zu Bildern aus alten KlimaTicket Touren die mittels Zeitmaschine nun aus dem holistischen Blickwinkel betrachtet werden. Sobald mir meine zwei Test-Leser geantwortet haben und ich dann entweder völlig enttäuscht** oder begeistert bin, findet ihr die holistischen Reisen von Nikolaus Beiretta* bei meinen Projekten.
*Alter Ego - Nikolaus Beiretta
Beim sogenannten holistischen Reisen und Fahren – einer Disziplin die irgendwo zwischen spiritueller Erleuchtung, leichtem Linksabbiegen und überraschenden Lichtverhältnissen liegt – verwandelt sich mein ansonsten recht durchschnittliches Selbst ab nun (und ganz ohne chemische Hilfsmittel) in Nikolaus Beiretta, den holistischen Fotografen.Beiretta, das muss man wissen, fotografiert analog, denkt zen, manchmal mehr analog als digital, und vertraut ausschließlich auf Batterien, die er erst gar nicht mitnimmt. Er folgt keiner Route, sondern dem Licht – oft an der nächsten Ecke und manchmal einfach nur, weil eine Katze gerade irgendwo stand. Die Ergebnisse sind nicht nur Bilder, sondern Graustufen in allen möglichen Erscheinungsformen.
**Enttäuschung – oder: Warum das Universum manchmal einfach nur die Verpackung entfernt
Die meisten Lebensformen, besonders jene auf der Erde, betrachten Enttäuschung als etwas Nerviges. Eine Art kosmischen Fehltritt. Ein kleiner interstellarer Tritt in die empfindlicheren Teile der Erwartung.Doch betrachten wir das Wort einmal genau: Ent-Täuschung.
Ein Zustand, in dem man von einer Täuschung befreit wurde. Das ist doch eigentlich etwas Wundervolles! Das Universum sagt damit – manchmal sanft, meist eher mit einem lauten "Ha!" – dass das, was man zu sehen glaubte, nie da war. Und dass das, was wirklich ist, nun sichtbar wird. Quasi ein Aufräumen der Illusionen, wie wenn man z.B. feststellt, dass der Kühlschrank in Wirklichkeit gar nicht voller Spezi ist, sondern nur Licht enthält.
In Wahrheit ist Enttäuschung also nichts weiter als ein Upgrade des Bewusstseins. Nur eben ohne vorherige Warnmeldung. Sie nimmt uns die rosa Brille, den Schleier der Hoffnung oder die mit Photoshop bearbeiteten Wunschvorstellungen – und ersetzt sie durch etwas, das viel solider ist: Realität. Unordentlich, unvorhersehbar, aber immerhin echt.
Oder, wie Nikolaus Beiretta sagen würde, kurz nachdem ihm ein Fotomotiv davonlief und das Licht ausging: "Ich wurde gerade zutiefst enttäuscht. Herrlich. Jetzt sehe ich wenigstens, worauf ich mich wirklich nicht eingelassen habe."
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