Mehr Speicherplatz ohne Wachstum / Blog


Irgendwann ist auch der größte Speicherplatz erschöpft. Es ist nun etwas mehr als fünf Jahre her, dass ich mein RAID-0-System von zwei auf vier Terabyte erweitert und erneuert habe. Damals schien das wie ein Schritt in eine fast grenzenlose Zukunft. Doch vor einigen Wochen war es so weit! Die einst großzügig bemessenen vier Terabyte schrumpften zu einem kümmerlichen Rest von wenigen Gigabyte freien Platzes zusammen.

Hauptverantwortlich dafür sind die RAW-Dateien meiner 36-Megapixel-Kamera, die ich seit einiger Zeit wieder häufiger für meine fotografischen Streifzüge benutze. Unmerklich, aber stetig wuchs der Datenberg, bis der Speicher schließlich das tat, was Speicher eben tun – er war voll.

Es wurde also Zeit, über Erweiterung nachzudenken.

Mehr Speicher ohne Wachstum

Reflexartig denkt man an Neukauf. In meinem Fall wären das zwei neue 8-TB-Festplatten, die den Platzmangel für eine Weile mildern könnten. Doch während ich darüber nachdachte, fiel mir ein Vergleich mit Straßen und Autobahnen ein. Auch sie verstopfen irgendwann und ihr Ausbau schafft nur vorübergehend Luft. Kaum ist der Asphalt neu, rollt schon wieder mehr und mehr Verkehr darüber. Was Entlastung bringen sollte, zieht bloß neue Belastung an.

Mit Festplatten verhält es sich ähnlich. Gigabytes füllen sich wie Straßen mit Autos, unaufhaltsam, Tag für Tag. Irgendwann, so wie bei mir, findet selbst der Inhalt einer 32-GB-Karte keinen Platz mehr.

Kann man dieses Wachstum aufhalten?

Im Verkehr würde man wohl von einer Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs sprechen, einer Alternative, die ohne zusätzlichen Straßenbau auskommt. Doch reflexartig fordern Politik wie Autofahrer mehr Straßen. Und ebenso greifen Computerbesitzer zu größeren Festplatten. Bequemer ist es allemal, neue Hardware zu bestellen, als über nachhaltigere Lösungen nachzudenken.

Aber was sind das eigentlich für Daten, die meine vier Terabyte so erbarmungslos füllten?

Vor allem Bilddateien: JPG, TIFF, Photoshop- und RAW-Formate aus verschiedenen Kameras. Die Frage drängte sich auf, ob sich nicht vielleicht doch Raum gewinnen ließe ohne neue Platten, allein durch klügeren Umgang mit dem Bestehenden.

Und tatsächlich: Es gibt einen Weg. Er heißt DNG, das digitale Negativformat von Adobe.

Manche Fotografen kennen es, Leica und Pentax bieten DNG bereits in der Kamera an. Auch ich hatte es hin und wieder genutzt, etwa um einzelne Bilder samt Bearbeitungen auf andere Rechner zu übertragen von einem LrC-Katalog zum anderen zu transferieren. Doch warum man DNG dem herstellerspezifischen RAW vorziehen sollte, erschloss sich mir lange nicht.

Wie so oft handelt man aus Gewohnheit, noch öfter gepaar mit einer gehörigen Portion Unwissenheit.

Denn wer seine Dateien im LrC-Katalog nachträglich in DNG umwandelt, gewinnt erstaunlich viel Platz zurück. Je nach Kamera und Motiv zwischen zehn und vierzig Prozent. Die Qualität bleibt unverändert, die Bearbeitungen in Lightroom Classic ebenso.

Die Umwandlung ist einfach: In Lightroom Classic wählt man Bibliothek
Foto nach DNG konvertieren, beschränkt sich nicht nur auf RAW-Dateien und lässt die Originale löschen. Wichtig ist nur, die Option „verlustreiche Komprimierung“ deaktiviert zu lassen. Während Lightroom Classic im Hintergrund rechnet, kann man weiterarbeiten.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Meine bisherigen Umwandlungen von RAW-, TIFF- und JPEG-Dateien brachten mir rund 300 GB freien Speicher zurück – immerhin sieben Prozent, ganz ohne zusätzliche Hardware.

Fazit
Am Ende zeigt sich, dass nicht jedes Problem nach Wachstum verlangt. Manchmal genügt es, Bestehendes neu zu ordnen und bewusster zu nutzen. Der Drang nach mehr Speicherplatz ähnelt dem Wunsch, Straßen zu verbreitern, um Staus zu vermeiden, nur um Jahre später festzustellen, dass die alten Engpässe längst zurückgekehrt sind.

Auch der digitale Speicher lehrt: Es geht nicht darum, unendlich viel Raum zu schaffen, sondern den vorhandenen klüger zu nutzen. Das DNG-Format ist dabei kein Allheilmittel, aber ein gutes Werkzeug und eine Erinnerung daran, dass Entlastung nicht immer nur durch weitere Hardware kommt. Sie entsteht, wie so oft, aus der Bereitschaft, mit dem Gegebenen anderes umzugehen.

Vielleicht liegt darin die eigentliche Erkenntnis: dass Fortschritt nicht zwingend im Mehr liegt, sondern im besseren Maß.





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