Das Internet , das World Wide Web kann mehr sein als nur Datenmarkt und Werbeplattform. In seinem Buch ›This Is For Everyone‹ zeigt Tim Berners‑Lee die Ursprünge des Webs und fordert ein neues, offenes Netz‑Zeitalter.“
Das Buch gewährt Einblicke in die Geburt des World Wide Web und in die Gedankenwelt seines Erfinders. Ein Blick hinter die Kulissen einer digitalen Revolution, die heute von Konzernen und Algorithmen dominiert wird.
Der Autor erzählt mit Engagement und technischem Sachverstand. Gerade der Lösungsansatz wie wir wieder Herr über unsere Daten werden ist vielversprechend aber auch noch nicht ausgereift oder sofort praktikabel. Dennoch gelingt es ihm, so denke ich eine klare Botschaft zu vermitteln. Das Netz kann mehr sein als ein Spielplatz für Datenhaie und Konzerne. Seine Vision eines offenen, gerechten und schöpferischen Internets bleibt ein aufrüttelnder Impuls, der zum Nachdenken über unsere digitale Gegenwart und Zukunft einlädt.
	Man wird beim Lesen fast schon irgendwie mit dem Idealismus des Autors angesteckt, unbestreibbar ist jedenfalls seine technische Expertise in allen Belangen, die das World Wide Web betreffen. 
Das knapp 380 Seiten starke Buch wurde von mir in gut zwei Tagen gelesen. Es war wie eine Reise in die Zeit, als ich selbst meine ersten Schritte über das Internet ins WWW gemacht hatte. Zunächst über die Telefonleitung mit einem Modem des Internet-Providers Netway, dann über ein 56k-Modem von US-Robotics. Netway war ein österreichischer Internet-Pionier und wurde ca. 1996 gegründet und gehörte zu den ersten großen Internetprovidern in Österreich. Heute ist Netway ein Stück österreichischer Internetgeschichte.
 
				
				
				
				 
		Schlussendlich erfolgte bei mir der Umstieg auf UPC-Telekabel mit dem Internetzugang names Chello - der gegenüber dem 56k-Modem wie ein Warp-Antrieb im Internet wirkte. Chello starte in etwa 1999 über UPC Telekabel. Als erster Breitbandanbieter Österreichs ermöglichte Chello rund-um-die-Uhr-Internet. Es war etwas völlig anderes mit Chello, man musste sich nicht mehr einwählen und konnte jederzeit ins Internet und WWW.
	Durch die Lektüre dieses Buches ist mir etwas deutlich geworden. Zwar war ich seinerzeit vom aufkommenden World Wide Web begeistert, doch hat es erstaunlich lange gedauert, bis ich darin auch für mich persönlich ein wirkliches Potenzial erkannte. Bis etwa Ende 1999 arbeitete ich selbst als Programmierer. Die Chancen und Möglichkeiten, die sich einem damals als jemand mit möglichen HTML-Kenntnissen geboten hätten, habe ich dennoch erst rückblickend in ihrer ganzen Tragweite begriffen.
Ebenso interessant ist, welche Überlegungen Tim Berners-Lee zu den Chancen, Möglichkeiten und zugleich Risiken der gerade erst breit aufkommenden mathematischen, maschinellen Intelligenz anstellt. Dies bestätigt meine eigenen Gedanken: Im Morgengrauen der KI ist es von zentraler Bedeutung, sich aktiv mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen – so, wie viele es einst Mitte der 1990er-Jahre mit dem Internet und dem World Wide Web getan haben. KI ist ein Werkzeug - es kommt darauf an, wie wir es nutzen. Im Morgengrauen der KI‑Ära wird klar, dass nicht die Technik selbst entscheidet, sondern wir als Gesellschaft.
Das Buch von Tim Berners-Lee ist keineswegs nur etwas für Technikbegeisterte oder jene, die – wie ich – aus der Heimcomputer-Szene in die professionelle Datenverarbeitung hinüberwuchsen. Gerade für heutige Nutzerinnen und Nutzer von Computern, Smartphones, Tablets und ähnlichen Geräten bietet es einen angenehmen, weitgehend untechnischen, zugleich aber aufschlussreichen Einblick in das, was das World Wide Web im Kern eigentlich ist.
Das Web war von Anfang an als gemeinschaftlicher Raum gedacht. Heute stehen wir vor der Herausforderung, es nicht Konzernen und Algorithmen zu überlassen. Jeder kann mitwirken. Wir müssen unsere Nutzerrechte reflektieren und schützen, Technologien müssen prinzipiell kritisch hinterfragt werden und wir alle sollten, nicht nur digital konsumieren, sondern auch Beiträge zur digitalen Gesellschaft leisten.
PS: Das Buch gibt es überall dort ,wo es Bücher zu kaufen gibt. Der stationäre Buchhandel freut sich aber sicherlich, wenn man beim Kaufen in diesem Fall mal nicht den Weg über das Internet und World Wide Web nimmt.
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