It’s Time for Film


Vom Können und Müssen

Ich gestehe: Schon seit einiger Zeit greife ich immer wieder gerne zum Film. Begonnen hat alles mit dem 6×6-Mittelformat, das lange Zeit meine bevorzugte analoge Spielwiese war. Mit der Zeit, als ich einige Kleinbildkameras geerbt habe, gesellte sich auch das klassische 35-mm-Format dazu. Und ja, ich gestehe auch, dass ich vor gut 462 Tagen einige Zeit mit einer Halbformatkamera unterwegs war.


Damals neu..

Vor über 462 Tagen war sie neu – heute ist sie eigentlich schon wieder ein alter, vertrauter analoger Hut. Wovon ich spreche? Von der Pentax 17. Vor über einem Jahr konnte es mir einfach nicht schnell genug gehen: Ich wollte dieses kleine Wunder unbedingt ausprobieren. Glücklicherweise war Foto Kücher in Linz so freundlich, mir rasch ein Testexemplar zur Verfügung zu stellen.

Kaum war die Kamera bei mir im Atelier, war alles bereit: die Pentax 17 ausgepackt, ein paar Kleinbild-SW-Filme aus der Linzer Filiale besorgt und der analoge Spaß konnte beginnen.

Keine Profikamera

Schon beim ersten Griff wird klar: Pentax hat diese Kamera nicht für die geldverdienenden Profis konzipiert. Und das ist erfrischend, denn heutzutage scheint kaum eine Kamera ohne Profi-Features auf den Markt zu kommen. Allein der hochformatige Sucher signalisiert: Diese Kamera ist für die Generation Smartphone-Fotografie gemacht.

Rückblickend lässt sich nach ein paar Tagen intensiver Nutzung Folgendes sagen:

Über das Design einer Kamera lässt sich streiten – die Meinungen gehen oft weit auseinander. Die Pentax 17 sieht aus wie eine klassische analoge Kamera, die Bedienelemente sind dort, wo man sie intuitiv erwartet. Ich kann mir gut vorstellen, dass junge Fotograf:innen, die zum ersten Mal damit arbeiten, eine Weile brauchen, um nicht ständig nach dem Auslösen auf das nicht vorhandene Display zu schauen.

Im Kern ist die Pentax 17 ein moderner Plastikbomber, kombiniert mit Boden- und Deckplatte aus Magnesium – ein kleiner Zeitsprung in die analoge Fotografie der 1990er Jahre. Hin und wieder verstellt man, vermutlich aufgrund meiner eher großen Hände, das Modusrad versehentlich, aber das bemerkt man schnell und passt darauf auf. Kleinere Hände dürften hier weniger Probleme haben. Besonders charmant: Vergisst man den Objektivdeckel abzunehmen, macht die Kamera mit einem kleinen Leuchtsignal freundlich darauf aufmerksam.


36 x 2 = 72

Wer mit einem Kleinbildfilm arbeitet, kennt es: 36 Aufnahmen brauchen auch schon mal länger bis sie ausgeknipst sind. Bei der Halbformatkamera mit 72 Bildern hat man entsprechend noch mehr Freude – und vermutlich auch die eine oder andere spontane Aufnahme mehr. Der hochformatige Sucher erfordert eine kurze Umgewöhnung, wenn man Querformatbilder macht, aber nach ein paar Aufnahmen ist das kein Problem mehr.

72 Aufnahmen pro Film – das ist wirklich eine ganze Menge, soviel kann man vorwegnehmen. Nach dem Fotografieren ging es dann ans Entwickeln – selbstverständlich alles in Eigenregie, mit der LabBox und der bewährten Chemie von Ilford: Ilfosol, Ilfostop und Rapidfixer.

Anschließend huschten die Halbformat-Negative übers Leuchtpult, um sie dann mittels einer am Reprostand fixierten Kamera digital zu erfassen. Das geht flott, liefert eine sehr gute Qualität und sorgt dafür, dass weder zu viele noch zu wenige Pixel für die Halbformat-Vorlagen entstehen – genau richtig für die digitale Weiterverarbeitung via Lightroom Classic und SilverEfex Pro.


Kamera mit Spassfaktor

Im Grunde hat es großen Spaß gemacht, mit der Pentax 17 unterwegs zu sein. Den fehlenden Autofokus lernt man schnell zu akzeptieren, der Zonenfokus wird nach kurzer Zeit zur zweiten Natur. Klein, leicht und handlich – daher hat man die Kamera auch meistens dabei.


Würde ich sie kaufen?

Vielleicht – aber nur, wenn Pentax irgendwann eine quadratische Variante herausbringt. Denn bei der Vielzahl meiner analogen Kleinbildkameras achte ich ohnehin darauf, möglichst alles im Quadrat festzuhalten - da wäre eine rein quadratische Kamera, die Kleinbildfilm nutzt durchaus praktisch für mich.




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