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Taugl - 42 Fotografien / #1

Im Laufe der Zeit können Orte die man mit der Absicht dort zu Fotografien besucht die eigene Entwicklung durchaus vorantreiben. Erkennt man dieses Potenzial, dann kann ich aus eigner Erfahrung nur Empfehlen sich mit so einem Ort immer und immer wieder auseinanderzusetzen. Eine Landschaft in der man immer wieder Neues findet und man sich davon begeistern lässt, ist es wert dass man immer wieder dorthin zurückkehrt.

Nicht wenig Fotograf:Innen arbeiten heute Listen von Orten ab, an denen sie mal vorhaben zu Fotografien. Die Landschaft an der Taugl, im Salzburger Tennengau ist für viele zu so einem Ort in Österreich geworden.

Die wenigsten Fotograf:Innen kehren aber dorthin mehr als einmal zurück. Das ist auch nicht verwunderlich, denn eine Landschaft ruft nicht in jedem von uns die selbe Resonanz hervor. Der überwiegenden Mehrzahl reichen ein paar Tage um sich an den Möglichkeiten fotografisch abzuarbeiten und satt zu sehen.

Als ich vor 15 Jahren zum ersten mal diese Landschaft kennenlernte, war mir ziemlich schnell klar, dass ich hierher öfter zurückkehren werde. In vielen Belangen ist die Taugl für mich auch zu einer Art fotografischer Lehrer geworden.

Über diesen langen Zeitraum, an dem ich dort immer wieder unterwegs war, hat sich so eine Art Verbindung, bzw. Beziehung zu dieser Flusslandschaft aufgebaut. Eine Landschaft, wie die der Taugl ist aufgrund von Wetterereignissen immer wieder in Umgestaltung. Dort zu Fotografieren, ist fast wie eine Art Metapher für meine eigene fotografische Entwicklung geworden. Denn auch meine Art zu Sehen und zu Fotografieren, ist in all der Zeit auch immer wieder vielen Veränderungen unterworfen gewesen.

Es ist keine Frage, die Landschaft der Taugl hat von Anfang an eine besondere Art von Resonanz in mir ausgelöst. Durch meine vielen wiederholten Besuche sehe ich die Veränderungen in der Landschaft sehr deutlich. Selbst große, im Wasser liegende Felsen haben sich in diesen fünfzehn Jahren oft große Strecken weiterbewegt. Mit offenen Augen dort unterwegs zu sein, bedeutet auch all die Veränderungen von Besuch zu Besuch zu erkennen.

Für viele mag es seltsam oder unverständlich sein, dass man im eigenen Land einen Ort findet, an dem man, so wie ich bereits 150 Tage verbracht hat. Doch die Landschaft der Taugl ist für mich ein ganz spezieller und besonderer Ort geworden.

Daher möchte ich meine Serie „42 Fotografien“ um ein weiteres Thema, dass der Taugl erweitern. Es wird ein Blick zurück, denn all die 42 Arbeiten die ich dabei betrachten werde, sind ja schon alle vor einiger Zeit fotografiert worden.

Den Anfang macht dabei eine einfach, schlichte farbige Aufnahme, die bei meinem ersten Besuch im Frühjahr 2008 entstanden war.

Bei manchen Gelegenheiten erzähle ich immer, dass man so eine Landschaft nicht von selbst „entdeckt“ oder „findet“. Auch mir wurde diese Landschaft mit dem Hinweis „das wird dir sicherlich gefallen…“ von Karl Schaad, einem Salzburger Naturfilmer gezeigt. Karl war mehrmals bei einem anderen Workshop dabei gewesen und lud mich eines Tages ein, um mir die Landschaft an der Taugl zu zeigen.

Darunter war unter anderem der wohl mittlerweile berühmteste Seitenbach der Taugl. Von vielen wurde dieser Seitenbach ab einem gewissen Zeitpunkt nur mehr als Red Canyon bezeichnet. Eine zeitlang wurde so gar der Versuch unternommen von anderen Workshop-Anbietern, so eine Art Geheimnis daraus zu machen, wo sich denn der Graben denn genau befindet. Von dieser Art der Geheimniskrämerei habe ich nie viel gehalten.

Wenn ich dort anderen Fotograf:Innen begegne fällt mein erster Blick immer auf deren Schuhwerk. Denn sind sie mit Gummistiefel unterwegs, so ist das immer ein Hinweis darauf, dass es sich dabei sehr wahrscheinlich um ihren ersten Besuch handelt.

Auch ich bin 2008 bei meinem ersten Besuch in der wilden Fluss/Bachlandschaft mit Gummistiefel aus dem Baumarkt dort unterwegs gewesen. Sogar ganz zwei Jahre später, wie man auf dem nächsten Bild erkennen kann, stand ich an manchen Orten mit einfachen Gummistiefeln, sogar in kurzen Hosen im Wasser bei Fotografieren. Heute sind viele Stellen immer wieder unpassierbar. In den ersten Jahren allerdings waren diese gut mit Schotter gefüllt und daher auch mit Gummistiefel begehbar.



Nach der Entdeckung der „Wathose“ für fotografische Zwecke würde ich heute aber auf gar keinen Fall mehr, weder im Frühjahr, Sommer, Herbst und schon gar nicht mehr im Winter nur mit Gummistiefel dort unterwegs sein wollen. Aber mit 52 Jahren achtet man wahrscheinlich schon mehr darauf, nicht nach jedem Ausflug an die Taugl verkühlt zu sein. Mit einer Wathose ist es einfach besser.

Jedenfalls stand ich dort an einem Nachmittag im Mai, in Gummistiefel und konnte die in unterschiedlichen Rottönen der aufgeschlossenen Adneter Kalkschichten bewundern und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es ist geht schon eine gewisse Faszination davon aus, wenn man bedenkt, dass diese Steinschichten vor gut 200 Millionen Jahre noch einen Meeresboden bildeten. Die Taugl hatte viel dazu beigetragen mein Interesse für Geologie wieder zu befeuern.

Dort unterwegs zu sein erzeugt in mir immer wieder ein ähnliches Gefühl, wie beim Lesen des Romans „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ von Jules Verne. Egal ob im Taugl-Canyon oder in einem der zahlreichen Seitenbäche, nie weiss man von einem Besuch auf den anderen, was einem genau hinter der nächsten Biegung erwartet. Regen, Hochwasser, Schneeschmelze gestalten jeden Zentimeter dieser wilden Landschaft immer wieder um.

Vor 15 Jahren ist mir bei der Aufnahme allerdings auch ein Fehler unterlaufen. Klarerweise hatte ich dieses Bild vom Stativ aus aufgenommen. Drei Sekunden Belichtungszeit hätte ich niemals ruhig aus der Hand fotografieren können. Aber in Ermangelung eines ND-Filters dreht ich die Blende komplett auf f/22 zu. Damit konnte ich zwar die gewünschte Langzeitbelichtung erreichen, allerdings verstärkte ich damit auch den Effekt der Beugungsunschärfe und das wiederum bescherte mir eine Aufnahme, die nicht die „Knackschärfe“ hatte, die sie eigentlich hätte haben können.

Doch mit jedem Foto, vor allem von denjenigen die „fehlerhaft“ sind hat man ja die Chance etwas dazuzulernen.

Damals vor 15 Jahren waren diese Momente, perfekte Photographie hin oder her für mich sehr wichtig und prägend für die vielen danach kommenden Jahre. Dadurch, dass mir Karl Schaad diese Landschaft vor Augen führte eröffnete sich eine vollkommen neue Motivwelt für mich.

Eine phantastische Landschaft mit einem Blick zurück auf 200 Millionen Jahren Erdgeschichte.

Im kommenden Jahr gibt wieder Taugl-Wochen in meinem Workshops-Angebot. Jeweils im Frühjahr und im Herbst haben Teilnehmer:Innen die Möglichkeit sich die Anzahl der Tage, die sich mitmachen möchten auszusuchen. Ihr könnt einen, zwei, drei oder auch die ganze Woche mit dabei sein. An drei Tagen dieser Woche geht es für Taugl-Neulinge auch in den Red-Canyon.

Informationen zu den Taugl-Wochen findet ihr im Workshop-Angebot.

FRAGE AN DIE LESER:INNEN
Wie alt sind die Gesteinschichten ungefähr, die man im Bereich der Taugl aufgeschlossen betrachten kann?
Diejenigen, die mir die richtige Antwort zuschicken, erhalten per Post ein klitzekleines Dankeschön zugeschickt.


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© Herbert Koeppel